was christoph keese verachtet

felix schwenzel

die­ser ar­ti­kel von chris­toph kee­se ist auf vie­len ebe­nen ent­lar­vend. kee­se reiht fak­ten und zah­len an­ein­an­der de­nen man kaum wi­der­spre­chen kann, da sie fak­tisch sind schei­nen. die schlüs­se die er dar­aus zieht, sind al­ler­dings gröss­ten­teils ha­ne­bü­chen. net­ter­wei­se fin­den sich die meis­ten ge­gen­ar­gu­me­te zu kee­ses pseu­do­ar­gu­men­ten in den kom­men­ta­ren un­ter kee­ses ar­ti­kel (un­be­dingt alle kom­men­ta­re le­sen). bis auf eine von kee­ses be­haup­tun­gen, die un­wi­der­spro­chen bleibt:

3. Allein im Jahr 2011 hat Google in den USA 32 unterschiedliche Lobby-Beraterungsunternehmen angeheuert, um gegen 62 geplante Gesetze in Repräsentatenhaus und Senat vorzugehen. Nicht alle davon hatten mit immateriellen Gütern, also geistigem Eigentum, zu tun, doch unter dem Strich lag der Schwerpunkt klar auf Gesetzen zu Urheber- und Patentrecht sowie zu Werberegulierungen. Der Aufstand gegen SOPA, PIPA und ACTA ist in wichtigen Teilen ein Ergebnis des Google-Lobbyismus.

echt? hält kee­se die tau­sen­den von men­schen die in ganz eu­ro­pa ge­gen acta auf die stras­se ge­gan­gen sind, die hun­der­ten von men­schen die ge­gen sopa, pipa, acta an­schro­ben für goog­le-ge­steu­ert? und über­haupt: was wäre das für ein gran­dio­ser lob­by­is­mus, der die leu­te zu pro­tes­ten auf die stras­se treibt?

oder an­ders­rum: wo wa­ren die leu­te auf den stras­sen die durch den eben­falls mil­lio­nen­schwer ge­stütz­ten pro-ACTA/SOPA/PIPA-lob­by­is­mus auf die stras­se ge­trie­ben wur­den um da­für zu pro­tes­tie­ren? wo wa­ren die men­schen­mas­sen auf den stras­sen, die für die sen­kung der mehr­wert­steu­er­sät­ze für ho­te­liers de­mons­triert ha­ben?

mal im ernst, kee­ses ver­ach­tung für men­schen die sich um die frei­heit sor­gen — be­rech­tigt oder nicht — fin­de ich be­ach­tens­wert. aber so ti­cken lob­by­is­ten wie chris­toph kee­se of­fen­sicht­lich: de­mo­kra­tie ist in ord­nung, so­lan­ge das volk die schnau­ze hält. und hält es nicht die schnau­ze, steckt ganz si­cher die an­de­re sei­te da­hin­ter. kee­se hält die men­schen für durch und durch steu­er­bar.

wie ge­sagt. ich fin­de das be­ach­tens­wert. und auch ver­ach­tens­wert.